Personalversammlung 2018

20. & 22. März 2018

An einer Wand hängen vier Plakate mit Zitaten zur Arbeitsbelastung an der LUH. An einer Wand hängen vier Plakate mit Zitaten zur Arbeitsbelastung an der LUH. An einer Wand hängen vier Plakate mit Zitaten zur Arbeitsbelastung an der LUH. © Personalrat

Erstmalig fanden in diesem Jahr zwei Personalversammlungen mit gleichen Themen an unterschiedlichen Orten statt.

Obwohl die diesjährigen Termine in den Osterferien lagen, war der Kali-Chemie Hörsaal sehr gut gefüllt. Neben dem altbewährten Hörsaal am Schneiderberg waren wir diesmal auch auf dem Campus in Herrenhausen vertreten. Wie sich herausstellte, war dies eine gute Entscheidung: Auch zu der Versammlung im „grünen Bereich“ kamen viele Beschäftigte aus allen Bereichen und Statusgruppen. Rückmeldungen ergaben, dass viele Beschäftigte auch die Auswahl zwischen zwei verschiedenen Uhrzeiten begrüßten.

Das diesjährige Thema der Personalversammlung war die überall spürbare Arbeitsverdichtung. Hierauf hatte der Personalrat bereits im Vorfeld auf dem gesamten Campus mit Plakaten aufmerksam gemacht, auf denen Zitate einer Studie zu eben diesem Thema gezeigt wurden. Die Ergebnisse der Studie „Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen“ von Dr. Ulf Banscherus und anderen wurden bereits in der Ausgabe 22 des PR-Info vorgestellt. Die Studie kann hier nachgelesen werden: www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_362.pdf.

Ebenfalls zum Thema Arbeitsverdichtung haben wir bei der Personalversammlung alle Besucher vor dem Betreten des Hörsaals gebeten an unserer „Blitzumfrage“ mitzumachen. Hierzu später mehr.

Aber der Reihe nach. Im Anschluss an die Eröffnung der Veranstaltung durch die Personalratsvorsitzende Elli Grube sowie die Begrüßung aller Anwesenden wurde auf den Tätigkeitsbericht, den alle Beschäftigten im Vorfeld erhalten hatten, eingegangen.


Der Hauptberufliche Vizepräsident der LUH spricht vor einer Gruppe von Kolleg*innen bei der Personalversammlung 2018. Der Hauptberufliche Vizepräsident der LUH spricht vor einer Gruppe von Kolleg*innen bei der Personalversammlung 2018. Der Hauptberufliche Vizepräsident der LUH spricht vor einer Gruppe von Kolleg*innen bei der Personalversammlung 2018. © Personalrat
Der Bericht des Präsidiums wurde beim zweiten Termin der Personalversammlungen vom Hauptberuflichen Vizepräsidenten Dr. Strutz vorgetragen.

Bericht des Präsidiums

Da es zum Tätigkeitsbericht keine Anmerkungen gab, konnte sogleich der Präsident Herr Prof. Epping mit dem Tagesordnungspunkt Bericht des Präsidiums   fortfahren. Beim zweiten Termin wurde dieser Tagesordnungspunkt vom Hauptberuflichen Vizepräsidenten Herrn Dr. Strutz übernommen. Als erste Erfolgsmeldung wurde hier auf die nun endlich erneuerten Wege im Welfengarten sowie den neu gestalteten Garten verwiesen. Alle Beschäftigten, die regelmäßig unser PR-Info lesen, wissen, wie lange speziell auf neue Wege hingearbeitet wurde. Herr Prof. Epping sprach dann über das LUH-Sommerfest, welches im vergangenen Jahr sehr gut besucht wurde, und machte sogleich auch auf den diesjährigen Termin des Sommerfestes am 5.7. aufmerksam.

Neben den großen Erfolgen im Nachwuchspakt, bei dem 21 neue Stellen für Professuren  eingeworben wurden, wies der Präsident auf die geplante Fertigstellung  des Neubaus Campus Maschinenbau in Garbsen im Jahr 2019 hin. Man befinde sich trotz einzelner Probleme bei Ausschreibungen und Vergaben im  Zeitplan. Da sich die Uni auch in Zukunft weiter im Wachstum befindet, sind die Nachnutzung der dann frei werdenden Gebäude sowie weitere Neubauten in Planung.

In der aktuellen Antragsrunde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder beteiligt sich die Leibniz Universität mit insgesamt vier Exzellenzclusteranträgen. So wie auch die durch den Nachwuchspakt hinzugewonnenen Professuren bedeute dies natürlich mehr Arbeit für alle, trage aber insgesamt zum Wohl der Universität bei. Gleichzeitig hat das Präsidium mit „LUH 2031“ eine partizipative Aktion ins Leben gerufen, mit Hilfe derer alle Mitglieder der Hochschule an der Entwicklung der Arbeits- und Forschungsbedingungen mitarbeiten können.

Neben einigen personellen Wechseln im Präsidium und im Hochschulrat weist Herr Prof. Epping auf den neuen zentralen Webauftritt hin; die Neugestaltung der dezentralen Webauftritte wird folgen. Zum Thema Finanzen wird berichtet, dass die LUH zum ersten Mal eine „schwarze Null“ schreiben konnte.

Zum 1.1.2019 wird der LUH die Bauherreneigenschaft übertragen, eine Entwicklung, auf die Präsidium und Universität lange hingearbeitet haben. Hierfür wird derzeit neues Personal für das Baumanagment gesucht und eingestellt sowie ein neues Gebäude errichtet.

In der ersten Semesterwoche des Wintersemesters 2018/2019 wird der Wissenschaftsrat im Lichthof tagen. Da dieser hierfür gesperrt werden muss, wird die normalerweise zeitgleich hier stattfindende Erstsemesterbegrüßung auf die Woche davor verlegt und alle betroffenen Kolleg*innen rechtzeitig über den geplanten Ablauf informiert.

Als letzter und in den Worten des Präsidenten „sehr unschöner“ Punkt wurde der aus der Presse bekannte Fall Prof. Kentler angesprochen, welcher in seiner Zeit als an der LUH tätiger  Professor und Sexualforscher (1976-1996) Gutachten erstellt hat, mithilfe derer Jugendliche pädophilen Pflegeeltern zugeführt wurden. Hier ist der Auftrag einer Untersuchung zur Aufklärung erteilt worden, welche auch die Frage klären soll, wer (LUH, Fakultäten, Kolleg*innen) in der Vergangenheit dieses Vorgehen evtl. unterstützt oder auch durch wegschauen gebilligt hat.


Der Präsident der LUH beantwortet eine Frage, während die Beschäftigten ihm zuhören. Der Präsident der LUH beantwortet eine Frage, während die Beschäftigten ihm zuhören. Der Präsident der LUH beantwortet eine Frage, während die Beschäftigten ihm zuhören. © Personalrat
Der Präsident Prof. Dr. Epping beantwortet Fragen der Beschäftigten.

Viele Beschäftigte nutzten in diesem Jahr die Möglichkeit, bei der Personalversammlung direkte Fragen ans Präsidium zu stellen, sowohl persönlich als auch anonym über eine Fragenbox, in welcher der Personalrat erstmalig vor Beginn der Personalversammlung Fragen sammelte. Die auf diesem Wege zur Sprache gebrachten Themen werden im Folgenden zusammengefasst.

Die um sich greifende Raumnot war ein großes Thema für die Beschäftigten; besonders große Hörsäle fehlen. Herr Prof. Epping empfahl hier das Ausweichen auf die unbeliebten und weniger familienfreundlichen „Randzeiten“ der Veranstaltungswoche, die laut Vorgabe des Ministeriums von Montag bis Samstag von 8:00 bis 18:00 Uhr geht. Wenn sich Professoren weigerten, diese Kapazitäten auszuschöpfen, und das Geschäftszimmer sich dagegen machtlos fühle, solle die*der Studiendekan*in eingeschaltet werden. In diesem Zuge wies Herr Prof. Epping auf den bevorstehenden Abschluss einer neuen Dienstvereinbarung zur alternierenden Telearbeit hin (s. Seite 43 in diesem Heft) und beantwortete die Frage: Wie kam es zu der Tagung des Wissenschaftsrates im Lichthof zu diesem wenig passenden Zeitraum? Das Land wähle eine seiner Universitäten für die Tagung des Wissenschaftsrates aus und gebe den Termin und die Rahmenbedingungen vor. Neben dem Lichthof stehe an der LUH kein anderer Raum mit ausreichender Größe zur Verfügung. Die Tagung an eine andere Universität abzugeben, komme einem Gesichtsverlust gleich.

Grundsätzlich zum Thema Baumaßnahmen bat das Präsidium in der Phase des Übergangs der Bauherreneigenschaft auf die LUH um etwas Geduld, da einige anstehende Maßnahmen, die eigentlich noch vom Staatlichen Baumanagement durchgeführt werden sollten, nun in den Zuständigkeitsbereich der LUH fielen. Dadurch, dass das Baumanagement hier aber erst aufgestockt werden und dass bei größeren Maßnahmen über 2 Millionen Bauwert der Landtag eingebunden werden müsse, verzögerten sich Maßnahmen – so z.B. in der Herrenhäuser Str. 8; hier sei der 1. Bauabschnitt nun in Planung, die Arbeiten sollten 2019 beginnen.

Zum Thema des Webrelaunchs berichtete ein Beschäftigter von negativen Rückmeldungen durch Studierende bzw. von erhöhtem Arbeitsaufwand für Beschäftigte. Trotzdem in der Vorbereitung des Webrelaunch alle Nutzergruppen nach ihren Bedürfnissen an die neue Homepage gefragt worden seien, sei die Neugestaltung laut Herrn Prof. Epping nach wie vor ein Prozess. Bei Problemen wird um konkretes Feedback an die Webredaktion gebeten, webredaktion@zuv.uni-hannover.de.

Eine Beschäftigte monierte große Einsparungen und den Wegfall von Kursen beim Fachsprachenzentrum (FSZ) und fragte, inwiefern dies mit der Exzellenz und Internationalisierung der Universität vereinbar sei. Herr Dr. Strutz gab zu bedenken, dass alle aufgerufen seien, an der Interpretation von Exzellenz an der LUH mitzuarbeiten. Das Angebot der Sprachkurse beim FSZ stelle das Ergebnis einer Priorisierung dar: Welche Sprachen sollen sinnvollerweise auf welchem Level angeboten werden? Danach richte sich auch die Frage nach Entfristung der Verträge von Lehrkräften am FSZ. Sprachlernangebote für Beschäftigte könnten einrichtungsweise bedarfsgerecht angeboten werden, z.B. Englischkurse.

Das Thema Internationalisierung spielt auch im Geschäftszimmer eine Rolle, wo die Frage nach englischsprachigen Versionen von Rundschreiben auftauchte. Das Präsidium habe diesen Bedarf bereits erkannt und zu diesem Zweck zwei neue Mitarbeiterinnen angestellt, deren Aufgabe die Übersetzung relevanter Inhalte auf Englisch ist. Eine Mitarbeiterin kümmere sich dabei um Dokumente und Formulare, die andere um die zentralen Webseiten. Frau Dr. Barden-Läufer vom Hochschulbüro für Internationales wies in diesem Zuge darauf hin, dass Dokumente, die übersetzt werden sollen, an das Hochschulbüro für Internationales gemeldet werden könnten.


Ein Mitglied des Personalrats sammelt am Eingang zur Personalversammlung Fragen der Beschäftigten ein. Hierfür hält er eine Kiste in der Hand, in die die Fragen eingeworfen werden können. Ein Mitglied des Personalrats sammelt am Eingang zur Personalversammlung Fragen der Beschäftigten ein. Hierfür hält er eine Kiste in der Hand, in die die Fragen eingeworfen werden können. Ein Mitglied des Personalrats sammelt am Eingang zur Personalversammlung Fragen der Beschäftigten ein. Hierfür hält er eine Kiste in der Hand, in die die Fragen eingeworfen werden können. © Personalrat
Die Fragen der Beschäftigten werden am Eingang zur Personalversammlung eingesammelt...
Ein Mitglied des Personalrats liest auf der Personalversammlung 2018 anonym gestellte Fragen der Beschäftigten vor. Ein Mitglied des Personalrats liest auf der Personalversammlung 2018 anonym gestellte Fragen der Beschäftigten vor. Ein Mitglied des Personalrats liest auf der Personalversammlung 2018 anonym gestellte Fragen der Beschäftigten vor. © Personalrat
...und dann während der Personalversammlung vorgelesen.

Zwei pauschale Fragen zum Verhältnis von Ausbildung, Tätigkeitsdarstellung und Eingruppierung sowie zum Nacharbeiten von Fortbildungszeiten konnten nicht eingehend beantwortet werden. Frau Dr. Neuvians wies darauf hin, dass solche Fragen einer Einzelfallbetrachtung bedürften. Hierfür könne man sich jederzeit an das Dezernat 2 wenden.

Die steigenden Studierendenzahlen und die zunehmende Mittelverwaltung durch Hochschulpakt- und Studienqualitätsmittel (HSP und SQM) sowie Tenure Track-Professuren sorgen für Arbeitsverdichtung in den Geschäftszimmern, denen unter Einsatz dieser Mittel Rechnung getragen werden sollte. Das Präsidium merkte zu diesem Thema an, dass die Tenure Track-Mittel derzeit keine Verwaltungsstellen beinhalteten, dass dieses aber noch ausgehandelt werden solle. HSP und SQM seien nicht für Lehrpersonal reserviert und könnten von der Fakultät auch für die Finanzierung (auch unbefristeter) Stellen in Technik und Verwaltung verwendet werden.

Das Jobticket ist regelmäßig Thema bei Personalversammlungen und so auch diesmal. Herr Dr. Strutz gab zu bedenken, dass Gespräche mit dem GVH immer wieder daran scheiterten, dass alle Beschäftigten das Jobticket abnehmen müssten. (Da das nicht ganz richtig ist, bleiben wir weiter am Ball.)

Auch die Frage nach den Öffnungszeiten der Cafeteria Appelstraße in den Sommersemesterferien reißt nicht ab. Hier war der Personalrat bereits tätig geworden und hat einen vorläufigen Erfolg zu verzeichnen: Das Studentenwerk hat Handlungsbedarf erkannt. 

Eine anonyme Frage beschäftigte sich mit den Möglichkeiten, die Beschäftigte bei Mobbing durch Vorgesetzte haben. Bei Konflikten am Arbeitsplatz, auch mit Vorgesetzten, gebe es verschiedene Beratungsangebote an der LUH (Personalrat, Dezernat 2, Konfliktmanagement, Betriebliches Eingliederungsmanagement usw.). Mobbing stelle jedoch eine Straftat dar und habe arbeitsrechtliche Konsequenzen. Betroffene sollten sich möglichst frühzeitig bei einer der genannten Stellen melden.

Zwei Mitarbeiterinnen berichteten eindrücklich von der Arbeitsverdichtung im Immatrikulationsamt/Admissions im Dezernat 6 und sendeten einen dringenden Hilferuf zur Schaffung von Abhilfe. Die Aufgaben haben sich vervielfacht und sind längst nicht mehr zu schaffen, krankheitsbedingte Ausfälle und Fehler häufen sich, Hilferufe an Vorgesetzte haben scheinbar keine Wirkung. Herr Dr. Strutz versprach, sich des Themas anzunehmen. Grundsätzlich stehe seine Tür und auch die des Präsidenten jederzeit offen, wenn Beschäftigte Probleme haben.


Dr. Ulf Banscherus spricht bei der Personalversammlung 2018. Dr. Ulf Banscherus spricht bei der Personalversammlung 2018. Dr. Ulf Banscherus spricht bei der Personalversammlung 2018. © Personalrat
Dr. Ulf Banscherus stellt seine Studie zum Wandel der Arbeit im wissenschaftsunterstützenden Bereich vor.

Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterstützenden Bereichen

Im Anschluss an die Fragen der Beschäftigten stellte unser Gast Dr. Ulf Banscherus von der TU Berlin die eingangs erwähnte von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie „Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen“ vor. Diese Studie erfasst als erste ihrer Art die Arbeitsbedingungen von Personal aus dem nicht-wissenschaftlichen Bereich. An 21 Hochschulen wurden dafür eine Online-Befragung und vertiefende Interviews durchgeführt. Im Wesentlichen beschäftigte sich dieses Forschungsprojekt mit folgenden Hauptthemenfeldern:

  • Zusammensetzung der untersuchten Personengruppe
  • Veränderung des Arbeitsplatzes Hochschule
  • Auswirkungen von hochschul- und organisationspolitischen Reformen auf die Funktionsweise der Hochschulorganisation und -steuerung sowie auf die individuelle Arbeitssituation

Die im Projekt untersuchte Personengruppe umfasst einerseits die klassischen wissenschaftsunterstützenden Berufsfelder in Verwaltung, Bibliotheken und Technik, andererseits die neueren Berufsfelder in den Bereichen Wissenschaftsmanagement und Weiterbildung. Die Untersuchung fand vor dem Hintergrund von Hochschulreformen und Verwaltungsmodernisierung im Rahmen des sogenannten „New Public Management“ statt. Dieses legt den Schwerpunkt auf Selbststeuerung, d.h. höhere Eigenverantwortung auf allen Ebenen, sowie auf Expansion und Digitalisierung. So zeigt die Entwicklung der Studierenden- und Beschäftigtenzahlen, dass die Zahl der Studienanfänger*innen und wissenschaftlichen Beschäftigten in den letzten 20 Jahren stark zugenommen hat, während die Zahl der Beschäftigten in der hier untersuchten Personengruppe nur gering zugenommen hat – es fühlt sich also so an, als seien in den wissenschaftsunterstützenden Bereichen weniger Beschäftigte als früher vorhanden.

Die Präsentation zeigte neben der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen auch die Auswirkungen von Hochschulreformen wie z.B. Einführung neuer IT-Systeme sowie die Steigerung des Drittmittelanteils oder der Studienanfänger*innen. Hier wurde deutlich, wie sehr sich die Arbeit in den vergangenen Jahren geändert hat und welche Folgen dies auf die untersuchten Beschäftigtengruppen hat. Die Zunahme fachlicher Anforderungen und eine damit verbundene Zunahme von Stress und Arbeitsdruck ist an den Hochschulen größer als im restlichen öffentlichen Dienst. Die vornehmlichen Stress auslösenden Faktoren sind dabei das „Multitasking“ und Unterbrechungen bei der Arbeit sowie Termin- und Leistungsdruck. Obwohl die Beschäftigten in der Studie ihr Belastungserleben überwiegend mit „stark“ bewerteten, ist ihre Arbeitszufriedenheit trotzdem groß. Als Gründe hierfür wurden in einer vertiefenden Abfrage u.a. die Tätigkeitsinhalte, Beschäftigungssicherheit und Arbeitszeitorganisation genannt. Mit Aufstiegsmöglichkeiten und Verdienst bzw. Einkommen sind die meisten jedoch unzufrieden – ein Ansatzpunkt für eine gezielte Personalentwicklung. Die Ergebnisse der Studie wurden durch Zitate der Befragten anschaulich illustriert.

Im Fazit seines Vortrags nannte Herr Dr. Banscherus die Studie einen ersten Schritt, der nun erstmals ein wenig Einblick in die zuvor weiße Landkarte dieses Themas bringen konnte. Es wurden viele Informationen gesammelt, viele Vermutungen bestätigt und viel Neues gelernt, auf dem weitere Studien aufbauen können.


Die Vorsitzende des Personalrats steht vor einer Wand mit zwei Plakaten zum Thema Arbeitsbelastung. Sie zeigt auf eines der Plakate und erklärt, was dahintersteckt. Die Vorsitzende des Personalrats steht vor einer Wand mit zwei Plakaten zum Thema Arbeitsbelastung. Sie zeigt auf eines der Plakate und erklärt, was dahintersteckt. Die Vorsitzende des Personalrats steht vor einer Wand mit zwei Plakaten zum Thema Arbeitsbelastung. Sie zeigt auf eines der Plakate und erklärt, was dahintersteckt. © Personalrat
Elli Grube stellt die Ergebnisse der Blitzumfrage zum Thema Arbeitsverdichtung an der LUH vor.

Situation an der LUH: Arbeitsverdichtung

Im Anschluss daran stellte Regina Garcia vom Personalrat einige Folien vor, in denen die Erkenntnisse der Studie in Bezug zu den Verhältnissen an der LUH gesetzt wurden. Hierzu wurden Zahlen der Jahre 1995-2017 verwendet, die uns freundlicherweise vom Referat für Hochschulplanung und Controlling zur Verfügung gestellt wurden. Es wurde deutlich, dass sich in dieser Zeit der Anteil der Studierenden um mehr als 40 % erhöht hat, aber nur unwesentlich mehr Beschäftigte im Verwaltungsdienst und sogar weniger Beschäftigte im technischen Dienst zur Verfügung stehen. Das Verhältnis zwischen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen (WiMis) und Mitarbeiter*innen aus Technik und Verwaltung (MTV) hat sich hingegen umgekehrt, so dass heute wesentlich mehr WiMis als MTV an der LUH beschäftigt sind. Ebenfalls hat sich die Finanzierung von Beschäftigten stark verändert. Immer mehr Beschäftigte werden aus Dritt- und Sondermitteln bezahlt, was zur Folge hat, dass der Aufwand für die Akquise und Verwaltung eben dieser Finanzierung deutlich gestiegen ist. Eine weitere Folge hieraus ist der deutlich gestiegene Anteil an befristet Beschäftigten und der damit gestiegene Aufwand für die Verwaltung von Personalangelegenheiten bzw. Personalgewinnung und Einarbeitung. Ebenfalls gehen auf Grund der hohen Befristungsrate laufend Kompetenzen verloren und Aufgaben müssen umverteilt werden. Die Komplexität der Aufgaben ist gestiegen und mit der Einführung neuer Arbeitsmethoden (z.B. IT-Systeme) wird versucht, die gestiegenen Aufgaben zu bewältigen. Das Ergebnis ist in vielen Fällen Arbeitsverdichtung.

Auch in diesem Vortrag wurde mit Hilfe von Zitaten aus der Studie „Wandel der Arbeit“ das Belastungserleben aufgrund dieser Veränderungen noch einmal deutlich gemacht. Und nun kam die Blitzumfrage vom Anfang der Personalversammlung zum Einsatz und machte deutlich: Die überwiegende Anzahl unserer Beschäftigten empfindet genauso. Alle an der Personalversammlung teilnehmenden Kolleg*innen waren aufgerufen, ihr persönliches Belastungsempfinden an Hand eines Klebepunktes auf einer Skala von gering bis stark zu markieren. Die Ergebnisse sieht man hier.

Wie geht es weiter?

Auf die Frage nach dem „Warum“ stellte die Personalratsvorsitzende Elli Grube verschiedene mögliche Thesen auf. Liegt es an zu wenig Personal, an schlechter Arbeitsverteilung, an veralteter Arbeitsorganisation oder an gestiegenen Aufgaben? Und wie der kranken Patientin LUH helfen? Mehr Personal, mehr Geld oder einfach mehr arbeiten? Weniger Projekte, Professuren und Studierende? Dies sind sicherlich nur zum Teil geeignete und recht kurzsichtige Lösungsansätze. Ohne eine genaue Diagnose können vorerst jedoch nur Erste-Hilfe-Maßnahmen herangezogen werden. Hier wäre es denkbar,  Aufgabenverteilungen zu prüfen, Arbeiten zu priorisieren, Vertretungen zu regeln sowie Gelder aus Vakanzen für Kompensationen zu nutzen. Um bei der medizinischen Metapher zu bleiben: Eine genaue Diagnose muss folgen, um die Probleme langfristig beheben zu können! Mögliche Diagnosemittel sind eine professionelle Bedarfsuntersuchung, vorausschauende Betrachtung und Kapazitätsberechnungen. Die so gewonnenen Zahlen können dann in Verhandlungen mit Land und Drittmittelgebern eingesetzt werden. Und zu guter Letzt folgt die Therapie: Das können Personalkonzepte sein, Zielvereinbarungen und Entwicklungsplanung, vielleicht eine zentralisierte Personalkostenbudgetierung? In jedem Fall aber steuernde Vorgaben des Präsidiums! Auch eine regelmäßige Wirksamkeitsüberprüfung muss Teil der Maßnahmen sein.

So gingen die beiden Personalversammlungen zum Thema Arbeitsverdichtung zu Ende. Wir Personalräte freuen uns schon darauf, unsere Ideen zum Abbau der Arbeitsverdichtung mit dem Präsidium zu diskutieren!